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03. Mai 2023

Wege zur Wasserstoffwirtschaft in Luftfahrt, Schifffahrt und Logistik

Unter der Überschrift „Von der Erstanwendung zum Markthochlauf: Wege zur Wasserstoffwirtschaft in Luftfahrt, Schifffahrt und Logistik“ fand am Dienstag (2. Mai) in Hamburg die dritte Cross-Cluster Konferenz statt. Zu ihr hatten die Hamburger Cluster Erneuerbare Energien Hamburg, Hamburg Aviation, Hamburg Cruise Net, Logistik-Initiative Hamburg sowie das Maritime Cluster Norddeutschland eingeladen. Stakeholder der Branchen Energiewirtschaft, Luftfahrt, Schifffahrt und Logistik berichteten aus ihrer Sicht über Fortschritte und Herausforderungen auf dem Weg in die Wasserstoffwirtschaft. Aus maritimer Sicht waren dabei vor allem die Vorträge über Wasserstoffderivate sowie der Expertentalk über Transportwege von Wasserstoff interessant.

„Die Dekarbonisierung der Schifffahrt wird nicht an der Technologie scheitern“, lautete die Kernaussage von Alexander Feindt von MAN Energy Solutions. Die Herausforderung bestehe eher „in der Verfügbarkeit der synthetischen grünen Varianten“ von Wasserstoffderivaten wie Methanol, Ammoniak oder e-Methan. Dies gelte sowohl in Hinsicht auf die Produktion als auch die Bunkerinfrastruktur. Aus Sicht von MAN gebe es hinsichtlich des Kraftstoffs der Zukunft nicht die eine Lösung für alle, betonte Feindt weiter: „Den einen Nachfolger von Schweröl oder Marinediesel wird es nicht geben. Wir sehen vielmehr eine Multi-Fuel-World entstehen“. Jeder Kraftstoff habe seine spezifischen Vor- und Nachteile. „Es wird in jedem Fall teuer“, lautete eine weitere Botschaft Feindts mit Blick auf die Transformation.

Die Vielfalt der Lösungsmöglichkeiten hinsichtlich einer Dekarbonisierung der Schifffahrt bis 2050 betonte auch Christoph Dytert von Alfa Laval Mid Europe. In Hinblick auf die Langstreckenschifffahrt bleibe der Verbrennungsmotor aus seiner Sicht in absehbarer Zukunft die erste Wahl, „dann aber mit eFuels betrieben“. Auf der Kurzstrecke, etwa im Fährbetrieb, könne der Batteriebetrieb sinnvoll sein. Dytert wies auch auf interessante alternative Konzepte hin. So habe Alfa Laval beispielsweise Metallsegel im Portfolio. „Es gibt nicht die eine Lösung – das macht es spannend“, versicherte Dytert.

Auf die Bedeutung der deutschen Seehäfen für die Umstellung auf eine grüne Energiewirtschaft wies Jan Lutz von Brunsbüttel Ports hin. Mit entscheidend für den Erfolg sei eine gute Importinfrastruktur: „Um synthetische Kraftstoffe oder e-Chemicals herzustellen, werden wir auf große Importmengen angewiesen bleiben“, betonte Lutz. Ebenso wichtig sei eine gute Hinterland-Infrastruktur, um Verbraucher und insbesondere Großverbraucher auch zu erreichen. Um die Industrie und den Mobilitätssektor zukünftig ausreichend versorgen zu können, müssten entsprechende Vorhaben „deutlich schneller genehmigt“ werden, unterstrich Lutz.

Thomas Menzel von Alfa Laval wies auf die großen technischen Herausforderungen im Transport und Handling von Wasserstoff hin. „Wir sehen daher in der näheren Zukunft für den Schiffsantrieb eher Wasserstoffderivate als reinen Wasserstoff“, sagte er. Wasserstoffderivate wie Methanol, künstlich hergestelltes LNG oder Ammoniak seien „im Kommen“. Gleichwohl sei zunächst noch mit einem Anstieg des Verbrauchs fossiler Kraftstoffe zu rechnen. „Hier sehen wir den Peak erst 2027“, sagte Menzel.

Weitere Themen der branchenübergreifenden Veranstaltung waren unter anderem elektrisches Fliegen, grüne Warehouse-Intralogistik sowie die Produktion von Elektrolyseuren für die Herstellung von grünem Wasserstoff.

Zu Beginn der Veranstaltung hatte der Hamburger Staatsrat Andreas Rieckhoff in einem Grußwort auf die Bedeutung der Wasserstoffwirtschaft für den Industriestandort Hamburg hingewiesen. Ziel sei eine „sich selbst tragende Wasserstoffwirtschaft“, die irgendwann ohne Förderung auskäme. Der per Video zugeschaltete Innovationsbeauftragte „Grüner Wasserstoff“ der Bundesregierung, Till Mansmann, nannte die Wasserstoffwirtschaft „eine Jahrhundertchance“ für Deutschland. Das Land habe die Chance, „weltweiter Technologieausrüster“ zu werden. Dafür müssten Politik, Wirtschaft und Forschung eng zusammenarbeiten.

An der ausgebuchten Cross-Cluster-Veranstaltung im Hotel Hafen Hamburg nahmen rund 150 Interessierte aus den unterschiedlichen Branchen teil. Die Möglichkeit, sich auch im informellen Teil clusterübergreifend auszutauschen und zu vernetzen, fand viel Anklang und wurde intensiv genutzt.